Notfunk-Prozedur nach IARU

Quelle: DARC Bearbeitet für diese Website von Lenz Graßl, DL8RDL
 
1. Allgemeines
Amateurfunk ist einer der Funkdienste, der von der International Telecommunication Union eingerichtet wurde. Bei allen diesen Diensten hat Notverkehr absolute Priorität gegenüber normalem Betrieb. Notverkehr erfordert eine effiziente Weiterleitung von Nachrichten. Effizienz der Kommunikation ist im Amateurfunk nicht selbstverständlich; deshalb muss jeder Funkamateur darüber nachdenken, wie er im Notfall reagiert und dafür soviel Vorbereitung wie möglich treffen.
 
2. Maßnahmen in Notfällen
  • wenn Sie das Wort „emergency“ (Notfall), „welfare-traffic“ (Verkehr fürs Gemeinwohl) oder die Abkürzung QUF hören – beenden Sie Ihre Aussendung und hören auf der Frequenz.
  • wenn Sie solchen Verkehr hören – gehen Sie auf standby, beobachten Sie den Verkehr und schreiben Sie alles mit, was Sie hören.
  • verlassen Sie die Frequenz nicht bevor Sie sicher sind, dass Sie nicht helfen können oder dass jemand anderes hilft.
  • gehen Sie nicht auf Sendung bevor Sie sicher sind, dass Sie helfen können.
  • befolgen Sie die Anweisungen, die Ihnen die Leitstation gibt (wenn es eine gibt). Der Verkehr wird von der in Not befindlichen Station geleitet oder von einer Station, die von der in Not befindlichen Station benannt wurde.
  • halten Sie die Meldungen kurz – übermitteln Sie keine unnötigen Informationen.
  • falls andere Stationen stören, sollten die Leitstation oder andere von ihr beauftragte Stationen die störende Station mit den Worten „emergency“ (Notfall), „welfare-traffic“ (Verkehr fürs Gemeinwohl), „stop sending“ (Beenden Sie Ihre Sendung) oder der Abkürzung QUF auf den Notverkehr aufmerksam machen.
Sammeln Sie Informationen nach folgendem Schema:
  • Wann? (Datum, Uhrzeit, Frequenz)
  • Wo? (Ort des Notfalls)
  • Was? (Was ist passiert, was muss getan werden?)
  • Wie? (Wie kann geholfen werden?)
  • Wer? (Wer ist in der Lage zu helfen?)
 
3. Konzentrierung auf Kommunikation Amateurfunk ist möglicherweise die letzte Kommunikationsmöglichkeit in einem Notfall. Beschränken Sie sich auf die Kommunikation. Überlassen Sie Anweisungen und Planung von Hilfsmaßnahmen den Personen und Institutionen, die für Hilfsmaßnahmen verantwortlich sind.
 
4. Nachrichtenübermittlung Errichten Sie einen Kontakt zu Personen und Organisationen, die mit Notfall- oder Hilfsmaßnahmen betraut sind und helfen Sie ihnen ihre Nachrichten weiterzuleiten. Kommunikation ist dann am effizientesten, wenn eine Nachricht seinen Bestimmungsort in schriftlicher Form so erreicht, wie sie den Urheber verlassen hat. Deshalb sollte jeder Urheber seine Nachricht (im Telegrammstil) niederschreiben und mit einer vollständigen Adresse und normalerweise vollständigen Unterschrift versehen.
Beispiel:
Doktor Braun Rheinstadt (Adresse) Betreff Ihre Nachricht vom 16. November 1230 utc stop Welche Anzahl von xyz benötigen Sie? (Text) Schmidt Rotes Kreuz Seeheim (Unterschrift)
 
5. Nachrichtenformat
(1) Nachrichtenkopf (Preamble) Die Station, die eine Meldung in das Amateurfunknetz einspeist, erzeugt den Spruchkopf. Der Spruchkopf enthält die folgenden Informationen in der folgenden Reihenfolge:
Nummer
Dringlichkeit
Ursprungsstation
Wortzahl (Anzahl der Worte im Text)
Ursprungsort
Erstellungszeit Erstellungsdatum
  • Die Nummer ist eine laufende Nummer, die dieser Nachricht zugeordnet ist.
  • Die Dringlichkeit kann sein: Notfall, Priorität (p) oder Routine (r).
  • Die Ursprungsstation ist das Rufzeichen der Station, die als erste die Nachricht über die Luft befördert.
  • Der Ursprungsort ist der Ort (Stadt, Gemeinde, Dorf, Schiff), von dem der Urheber seine Nachricht schickt.
  • Erstellungszeit und –datum ist die Zeit in UTC, zu der die Nachricht erstellt wurde.
Beispiel:
nr32 p DL0LA 24 Teichhausen 2215 jan 14 = Rotes Kreuz Seestadt Bitte senden Sie Informationen zu folgenden Personen stop Walter Schmidt Hafenstrasse 4 stop Adam Braun und Familie Wasserallee 16 stop Eva Schwarz Regenweg 28= Informationsbuero fuer Ueberschwemmungskatastrophen+
 
(2.) Kurzer Nachrichtenkopf Bei Verkehr in VHF-FM-Netzen, in denen die Übermittlung einfacher ist, kann ein kürzerer Nachrichtenkopf verwendet werden.
Nummer
Ursprungsstation
Erstellungszeit
  • Die Nummer ist eine laufende Nummer, die dieser Nachricht zugeordnet ist.
  • Die Ursprungsstation ist das Rufzeichen der Station, die als erste die Nachricht über die Luft befördert.
  • Erstellungszeit ist die Zeit in UTC, zu der die Nachricht erstellt wurde.
Beispiel:
Nr 4 DL0LA 1832= Krankenhaus Seestadt= Zwei weitere Krankenwagen werden in der Hafenstrasse benoetigt=
 
6. Übermittungsbeispiel in Phonie
– DK9CR hier ist DL0LA, Ich habe eine Nachricht für Sie. Kommen.
– hier ist DK9CR, ich bin bereit. Kommen.
– Spruchanfang Nummer 4 delta lima 0 lima alfa eins acht drei zwo, Adresse Krankenhaus Seestadt
– Text, Zwei weitere Krankenwagen werden in der Hafenstrasse benoetigt, Spruchende, Kommen.
– Wiederholen Sie Wort nach weitere, Kommen.
– Weitere Krankenwagen, Kommen.
– Bestätigung Nummer 4 DK9CR, Ende.
– ok DL0LA, Ende.
 
7. Übermittungsbeispiel in CW
– DK9CR de DL0LA qtc k
– de DK9CR qrv k
-.-.- Nr 32 p DL0LA 4 Armstadt 2215 Jan 14 -…- Rotes Kreuz Seestadt -…- Bitte senden Sie Informationen -…- Informationsbuero fuer Ueberschwemmungskatastrophen .-.-. – wa bitte k – bitte senden k
– de DK9CR qsl 32 sk
– de DL0LA ok sk Spruchanfang -.-.- Trennung -…- Spruchende .-.-.
 
8. Buchstabieralphabet
Um Verwirrungen zu vermeiden, benutzen Sie bitte ausschließlich das internationale NATO-Buchstabieralphabet
 
9. Spezielle CW/RTTY-Abkürzungen für Notverkehr
QOD Können Sie mit mir verkehren in …? Ich kann mit Ihnen verkehren in …
  • 0 Niederländisch
  • 1 Englisch
  • 2 Französisch
  • 3 Deutsch
  • 4 Griechisch
  • 5 Italienisch
  • 6 Japanisch
  • 7 Norwegisch
  • 8 Russisch
  • 9 Spanisch
QTV Soll ich für Sie bereit sein auf der Frequenz … kHz (von…bis…Uhr)? Stehen Sie für mich bereit auf der Frequenz … kHz (von…bis…Uhr)
QTX Wird Ihre Station für eine Verbindung mit mir bis auf weiteres (oder bis … Uhr) bereit stehen? Meine Station wird für eine Verbindung mit Ihnen bis auf weiteres (oder bis … Uhr) bereit stehen
QUA Haben Sie Nachrichten von … ? Hier sind Nachrichten von …
QUF Haben Sie das Dringlichkeits- (Not-) signal von … empfangen? Ich habe das Dringlichkeits- (Not-) signal von … empfangen
QUM Kann ich mit normalem Verkehr fortfahren? Sie können mit normalem Verkehr fortfahren
QRR Sind Sie für automatischen Verkehr bereit? Ich bin für automatischen Verkehr bereit
 
10. Was danach geschieht
Vergessen Sie nicht Ihre nationale Behörde über Ihren Not- oder Welfare-Verkehr zu informieren. Warum nicht über Ihre Hilfsmaßnahme schreiben und publizieren?
 
Quelle: DARC Bearbeitet für diese Website von Lenz Graßl, DL8RDL 30.6.98 DJ6TJ (übersetzt 28.1.07 DJ9OZ)